Wirbelsäule

Die Wirbelsäule ist ein zentrales Element des Stütz- und Bewegungsapparates. Die Wirbelsäule sorgt für die Stabilität des Rumpfes, erhält die Statik des Körpers in jeder Körperstellung, ermöglicht Bewegungen des Rumpfes und ist damit für die physiologische Körperhaltung entscheidend verantwortlich. Gleichzeitig stellt sie die Verbindung zwischen Kopf und Rumpf sowie die Verbindung zwischen Rumpf und Beine über den Beckengürtel her.

Außer der Stützfunktion, Stabilisierungsfunktion und Bewegungsfunktion bietet die Wirbelsäule dem darin verlaufenden Rückenmark Schutz, indem sie den Rückenmarkskanal bildet.

Die menschliche Wirbelsäule gliedert sich in mehrere Abschnitte: Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule, Kreuzbein. Zwischen den einzelnen Wirbeln befinden sich Bandscheiben. Sowohl Stabilität als auch Beweglichkeit werden durch das Zusammenspiel der Wirbel, Bandscheiben, Wirbelgelenke, Bänder und Muskulatur ermöglicht.

Der komplizierte, hoch differenzierte Aufbau der Wirbelsäule ist für verschiedene Erkrankungen und natürlich für Verletzungen anfällig.

Stoffwechselstörungen und Erkrankungen sowie normale Alterungsprozess des Gewebes können die Funktion der Wirbelsäule beeinträchtigen. Dabei kann es zu Bewegungseinschränkung, Fehlform, Stabilitätsminderung, Störung der Nervenfunktion und natürlich Schmerzen kommen.

Die Stabilität der Wirbelsäule kann sowohl durch anlagebedingte anatomische Veränderungen (z.B. Unterbrechung der Wirbelbögen mit bestehendem Wirbelgleiten), Erkrankungen (degenerative Bandscheibenveränderungen, Entzündungen, Minderung der Knochendichte, Metastasierung, etc.) als auch durch Verletzung gemindert werden.

Morbus Scheuermann (Adoleszenten Kyphose

Ursache für die Adoleszenten Kyphose ist eine Kraft der krankhafte Wachstumsstörung des Wirbelkörpers was zu Verformungen führt. Die Randzonen der wachsenden Wirbelkörper sind weniger belastbar, so dass das Bandscheibengewebe sich in den Wirbel hinein verlagert (so genannte Schmorl-Knötchen). Weiter kommt es zu einer Höhenminderung der vorderen Wirbelkörperkante und zu einer Verlängerung des Wirbels. Dies erklärt die vermehrte Rundung des Rückens im Bereich der Brustwirbelsäule und eine verminderte Rundung des Rückens im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Betroffenen klagen häufig über Muskelverspannungen am Rücken. Später auch über dauerhafte Rückenschmerzen.

Skoliose

Bei der Skoliose kommt es zu einer Seitverbiegung der Wirbelsäule in Kombination mit einer Verdrehung des Wirbelkörpers. Die an den Wirbelkörpern gelenkig verbundenen Rippen zeigen hierbei eine Asymmetrie mit Ausbildung eines so genannten Rippenbuckels und an der Lendenwirbels eines Lendenwulstes. Darüber hinaus kann es zu einem Überhang einer Körperseite und einer Asymmetrie der Schulterblätter kommen. Die Ausbildung der skoliotischen im Jugendalter ist nicht genau geklärt und wird aus diesem Grund idiopathische Skoliose genannt. Ursächlich wird hier ein Missverhältnis zwischen dem Wachstum des Wirbelkörpers und des Wirbelbogens mit den Gelenken angesehen.
Seitabweichung die sich im Alter ausbilden entstehen meist auf dem Boden einer Bandscheibendegeneration mit Instabilitäten im Wirbel Segment, so dass es hier zu einer Rotation und Seitabweichung kommen kann. Diese Seitabweichungen werden D-novo skoliotischen genannt.

Wirbelgleiten (spondylodiscitis)

Hierbei gleitet vornehmlich ein oberer Wirbel über den unteren Wirbel nach vorne. Hierzu gibt es 2 Möglichkeiten. Zum einen kann eine Spaltbildung im Bereich der Gelenkfortsätze (Spondylolyse) dazu führen, dass der Wirbel gleitet. Dies geschieht vornehmlich bei Jugendlichen die Hohlkreuz fördernde Sportarten wie Delphinschwimmen, Speerwerfen oder Kunstturnen durchführen. Hierbei wird eine Verknöcherungsstörung der Gelenkfortsätze angenommen. Ein Wirbel kann aber auch gleiten, ohne dass der Gelenkfortsatz einen Spalt aufweist. Dies wird dann Pseudospondylolisthese genannt. Ursächlich wird hier wieder die Bandscheibendegeneration und Instabilität im Segment angesehen, die ein Wirbelgleiten ermöglichen.

Die meisten Betroffenen haben keine Beschwerden, so dass eine Spondylolyse häufig ein Zufallsbefund darstellt. Bei höhergradigem Wirbelgleiten liegt ein deutliches Hohlkreuz vor (Hyperlordose) dies kann auch mit einer Seitabweichung (Skoliose) kombiniert sein. Am unteren Rücken kann dann bei schlanken Menschen eine Stufenbildung (Sprungstanzenphänomen) sichtbar werden. Häufig ist die Muskulatur verspannt und verhärtet. Hierbei kann es zu Kreuzschmerzen nach längerem Sitzen oder Stehen oder auch vornehmlich in der Nacht kommen. Wenn das Wirbelgleiten ausgeprägt ist können auch Nervenwurzelreizungen auftreten so dass ausstrahlende Beschwerden in die Beine beklagt werden.

Therapie
Eine konservative Therapie mit Krankengymnastik ist in der Regel bei Jugendlichen mit einer Spaltbildung, sowie Erwachsenen bei degenerativem Wirbelgleiten bei wenig oder nicht verschobenem Wirbelkörper möglich. Hierzu werden krankengymnastische Übungsmaßnahmen und Haltungsschule durchgeführt. Wirbelgleiten fördernde Tätigkeiten und Sportarten sollten gemieden werden. Bei höhergradigen Wirbelgleiten mit erheblichen Beschwerden, sowie Störungen der Nervenfunktionen werden in der Regel operative Maßnahmen durchgeführt. Dabei wird häufig das Segment versteift und die Nerven von Kompressionen befreit.

Rheumatische Wirbelsäulenerkrankungen

Rheumatische Erkrankungen betreffen vornehmlich die Halswirbelsäule mit entsprechenden Beschwerden. Ausnahme hiervon stellt der Morbus Bechterew (axiale Spondylarthritis, Spondylitis ankylosans) dar, der vornehmlich die Wirbelsäule die gelenkige Verbindung zwischen Kreuz- und Darmbein (Ileosakralgelenk) und die Hüftgelenke befällt.
Beim Morbus Bechterew steht vornehmlich ein entzündungsbedingte Schädigung der Kreuz-Darmbeingelenke, Hüftgelenke und Wirbelsäule dar. An der Wirbelsäule kommt es zur erheblichen Verknöcherungen der die Wirbelsäule umgebenden Bänder mit Einsteifung der Bewegungssegmente, Buckelbildung und Knochenmasseminderung der Wirbelkörper.
Die Betroffenen klagen vornehmlich über Rückenschmerzen und Gelenkschmerzen. Dabei sind vornehmlich jüngere Erwachsene betroffen. Meist beginnt die Erkrankung mit Schmerzen im Bereich der unteren Wirbelsäule, die in Ruhe, also nachts, am schwersten sind und sich bei Bewegung bessern. Typisch ist auch eine morgendliche Steifigkeit der Gelenke die sich unter Bewegung zusehends bessert.
Bei nachgewiesenem Morbus Bechterew steht zunächst die medikamentöse und krankengymnastische Therapie im Vordergrund. Haben sich statische schwere Fehlbildung ausgebildet, können korrigierende Wirbelsäuleneingriffe hilfreich sein. Wichtig bei der Physiotherapie ist das Auftrainieren der Muskulatur, die die Wirbelsäule aufrecht und beweglich hält. Es sollte im Alltag auf eine aufrechte Rückenhaltung geachtet werden.

Arthrose der kleinen Wirbelgelenke (Spondylarthrose)

Hierbei handelt es sich um eine Verschleißerkrankung der gelenkigen Verbindung an der Hinterseite der Wirbelkörper. Diese tritt vornehmlich an den stark belasteten Wirbelsäulenanteilen der Lendenwirbelsäule und in zweiter Linie an der Halswirbelsäule auf. Dabei wird der Knorpel aufgebraucht, aber auch degenerativ Knochen angebaut, so dass sich Randzacken und Sporne ausbilden (Spondylose). Diese haben einen erheblichen Nachteil, da sie die Wirbelgelenksbeweglichkeit einschränken und den Raum für das Rückenmark und für die austretenden Nerven einengen. Hierbei kann es von der Beschwerdefreiheit bis zu erheblichen Beschwerden mit ausstrahlenden Schmerzen in die Beine als Hinweis für eine Nervenschädigung kommen. Meist herrscht jedoch eine morgendliche Steifigkeit des Rückens bis hin zur hartnäckigen Schmerzen vor. Diese steigern sich bei Belastung im Kreuz oder Gesäß (so genanntes Facettensyndrom). Das Bücken oder Beugen und insbesondere das Strecken der Wirbelsäule nach hinten kann die Beschwerden verstärken. Im Liegen lassen sie häufig nach. Therapeutisch wird meist ein konservatives, nicht operatives Therapieregime mit physiotherapeutischen Übungsmaßnahmen und Schmerzmittelgabe durchgeführt. Darüber hinaus sind Injektionen mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten in die betroffenen Gelenke sehr hilfreich. Kommt es zu persistenten Beschwerden und vor allem zu Lähmungserscheinungen empfehlen sich operative Maßnahmen mit Entfernung der Knochenanbauten und zum Teil auch einsteifende Operationen.

Enger Spinalkanal (Spinalkanalstenose)

Zu einem engen Spinalkanal kann es durch viele Ursachen kommen. Zum einen kann es durch Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke mit Gelenksanbauten, durch Bandscheiben Vorwölbungen und durch Verdickungen der Längsbänder der Rückenmarkskanal eingeengt werden. Hier sind die mechanischen belasteten Wirbelsäulenabschnitte der Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule am häufigsten betroffen.
Typisch hierfür ist die so genannte Schaufenstererkrankung (Claudicatio intermittens). Dabei kommt es nach einer gewissen Gehstrecke zu einer zunehmenden Schwäche und begleitender Schmerzhaftigkeit der Beine. So dass Pausen notwendig sind. Hierbei bessert sich die Symptomatik und man kann so lange weitergehen bis die Beschwerden wieder zunehmen und eine erneute Pause notwendig ist. Hierbei wird vornehmlich auch ein Kribbeln und Brennen einhergehend mit ein Schwächegefühl und Krämpfe, sowie ein Taubheitsgefühl im Bereich der Beine und Füße beklagt. Das Bergab- und Treppenhinab-steigen führt zu einer Hohlkreuzbildung und somit zu einer schnelleren und stärkeren Beschwerdehaftigkeit, als das Bergauf- und Treppaufgehen.

Therapeutisch stehen hier krankengymnastische Maßnahmen zur Aufrichtung der Wirbelsäulenabschnitte und die Schmerztherapie im Vordergrund. Bei hartnäckigen Beschwerden sind auch operative Maßnahmen zur Erweiterung des Rückenmarkkanals notwendig.

Bandscheibenvorfall

Bei einem Bandscheibenvorfall löst sich der galertige Kern der Bandscheibe (Nucleus pulposus) aus seiner fasrigem Begrenzung (Anulus fibrosus) und kann dabei auf schmerzempfindliche Strukturen und auf Nerven und Rückenmark drücken. Hier kommt es zu lokalen Schmerzen und zu ausstrahlenden Beschwerden in die Beine (Ischias, Hexenschuss). Die ausstrahlenden Beschwerden in die Beine können einhergehen mit Kribbelmissempfindungen, Taubheit, Hitzegefühl, und Lähmungen mit Gangunsicherheiten. Solange keine relevanten Muskelgruppen gelähmt sind, kann ein nicht operatives Therapiekonzept durchgeführt werden. Hierzu sind krankengymnastische Übungsmaßnahmen, Einhalten von rückenschonenden Alltagsmaßnahmen, ein entlastendes Rückenmieder sowie eine Schmerzmedikation sinnvoll. In hartnäckigen Fällen mit nicht beherrschbaren Schmerzen sowie Lähmungen von wichtigen Muskelgruppen ist die Operation die sinnvollste Maßnahme. Treten Lähmungen der Blasenfunktion und der Mastdarmfunktion ein, sind notfallmäßige Operationen unumgänglich.

Wirbelbruch

Wirbelbrüche können durch krankhafte Veränderungen (z.B. Osteoporose = Minderung der Knochendichte, tumorbedingte Knochenschwächung, etc.) oder durch Verletzung entstehen. Dadurch entsteht eine Störung der statischen Funktion der Wirbelsäule, gegebenenfalls verbunden mit entstehender Fehlform der Wirbelsäule. Die im Bereich der Wirbelsäule verlaufenden Nervenstrukturen (Rückenmark, Spinalnerven) sind gefährdet. Ziel der Behandlung von Wirbelsäuleninstabilitäten ist deshalb der Erhalt einer normalen Form und einer ungestörten und möglichst schmerzfreien Beweglichkeit der Wirbelsäule.

Wirbelkörperinstabilitäten und Wirbelkörperbrüche können konservativ und operativ behandelt werden. Längerfristige Immobilisierung ist heutzutage nicht mehr erforderlich. Die jeweils beste Behandlungsform muss individuell bestimmt werden.

Zur operativen Behandlung kommen verschiedene Maßnahmen in Betracht. Möglichst sollte eine längerfristige, dauerhafte Versteifung der Wirbelsäule vermieden werden. Bei manchen Wirbelkörperbrüchen sind minimalinvasive Methoden zur Stabilisierung ohne versteifende Maßnahmen, z.B. durch Kyphoplastie, möglich. In anderen Fällen müssen Metallimplantate eingebracht werden und, zumindest vorübergehend, eine Versteifung eines Wirbelsäulenabschnittes vorgenommen werden. Oft ist heutzutage auch dies minimalinvasiv möglich.

Kyphoplastie (=Stabilisierung eines Wirbelkörperbruches durch Knochenzement): Dabei werden ein oder mehrere eingebrochene Wirbelkörper in minimalinvasiver Methode, also ohne offene chirurgische Darstellung, stabilisiert ohne eine Versteifung des entsprechenden Wirbelsäulenabschnittes durchzuführen. Es wird dabei unter Röntgenkontrolle der entsprechende Wirbelkörper mit einer Hohlnadel punktiert und darüber mit einer dünnen Sonde mit einem expandierbaren Ballon zur natürlichen Form zurückgeformt. Die Stabilisierung erfolgt dann durch Einbringen von Knochenzement in den Wirbelkörper über die gleiche Hohlnadel. Postoperativ ist die Wirbelsäule dann sofort voll belastbar und frei beweglich.

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